Der Sauerbrunnen zu Rückershausen

Der Rückershäuser Sprudel entspringt auf der Südseite des Dorfes, im Wiesental, an der Aar. In der Vorzeit und bis ins 16. Jahrhundert wurde der Brunnen wie auch andere Brunnen Nassaus Schwalbrunnen genannt, so wie er jetzt Sauerbrunnen heißt. Wann und von wem der spätere Name „Antoniussprudel“ kommt, kann nicht nachvollzogen werden. Das stets fließende Wasser erquickte die Einwohner unseres Dorfes und der Nachbargemeinden. Die Quelle war auch oftmals Sicherheit für die nicht immer funktionierende Trinkwasserversorgung.

Urkundlich wurde der Brunnen erstmals im Jahre 1778 genannt. In diesem Jahr hatte das Herzogliche Amt Wehen auf Antrag der Gemeinde so genanntes Brunnenland ausweisen lassen. In einem Gemeindeprotokoll von 1824 wird auf die Reinigung des Brunnens hingewiesen, wofür ein Gulden bezahlt wurde und die Reinigung mit 8 Pfund Salz erfolgte. Erstmals im Jahre 1831 wurde das Brunnenwasser analysiert und durch den Herzoglichen Bergrat Stifft wie folgt beschrieben: „Die Quelle zeigt ein Reichtum an heil wirkenden Bestandteilen. Wäre dieselbe statt im Besitz der Gemeinde in den Händen eines betriebsamen Privatmannes, sie würde bald der unverdienten Vergessenheit entzogen werden.“ Bergrat Stifft stellte die wirksamen Bestandteile gleich mit den Quellen von Bad Schwalbach.

Der Brunnen, der weiter in den Händen der Gemeinde lag, wurde alljährlich durch freiwillige Helfer gereinigt. Dabei wurde ein Fest gefeiert. Eier, Speck und Brot wurden im Dorf und in den umliegenden Dörfern gesammelt, und es gab Blasmusik von Freitag bis Montag. 1874 wurde der Brunnen neu gefasst, was sich durch die austretende Kohlensäure als sehr schwierig gestaltete.

Am 30. September 1886, nach 55 Jahren, ging der Wunsch des Bergrates Stifft in Erfüllung. Die Gemeinde verpachtete den Sauerbrunnen mit seiner Tiefe von 14 Fuß an den Rechtsanwalt Karl Derkmann aus Dortmund für eine jährliche Pachtsumme von 500 Reichsmark, für die Dauer von 40 Jahren. Als Herr Derkmann verstarb, übernahm Herr Bergassessor Tilmann aus Dortmund den Vertrag, wobei der Kaufmann Ludwig Senf aus Hahnstätten in den Vertrag mit eingebunden wurde. In diesem Vertrag wurde ausdrücklich freier Zugang und kostenloses Bornswasser für die Bürger von Rückershausen festgeschrieben. Bei Nichterfüllung dieser Vereinbarung wurde mit sofortiger Wirkung der geschlossene Vertrag ungültig.

Im Jahre 1905 wurde das Wasser des Antoniussprudels auf Ausstellungen in London, Brüssel und Frankfurt wegen seines therapeutischen Wertes mit Goldmedaillen ausgezeichnet. Die Zusammensetzung des Wassers verhalf Linderung bei Katarrh des Magens, Leiden an der Blase und der Harnwege sowie Stoffwechselkrankheiten. Im Jahre 1906 richteten die Pächter die Quelle neu her, brachten u.a. Tonschichten ein, um das Entweichen von Kohlensäure zu verhindern. Von der Abfüllstation links des Aarbaches wurde das Wasser unter anderem nach Frankreich, Belgien, Holland, England, Kanada und in die USA verschickt.

Durch den ersten Weltkrieg kam der Brunnenbetrieb fast völlig zum Erliegen, da das Wasser vorher zum größten Teil exportiert wurde. Auch die nachfolgenden Jahre brachten keinen Aufschwung mehr, so dass der Brunnenbetrieb in den Inflationsjahren wegen Unrentabilität ganz eingestellt wurde. Im Jahr 1923 ging der Brunnen wieder an die Gemeinde zurück. Alle Baulichkeiten wurden auf Abbruch verkauft. In den Jahren 1949-1950 wurde ein Sanierungsversuch des Brunnens durchgeführt. Eine Neueinfassung der Quelle ging über die Finanzkraft der Gemeinde hinaus. In all den Jahren des Krieges und danach war es Rückershäuser Bürgern und der Feuerwehr zu verdanken, dass unser Sauerbrunnen erhalten blieb. Die Feuerwehr sorgte immer für die jährliche Reinigung des Brunnens. Freiwillige Helfer und die Gemeinde sorgten für die Verschönerungsarbeiten. Mit der Zeit geriet der Sauerborn immer mehr in Vergessenheit. Der Brunnen musste mehrmals innerhalb eines Jahres geschlossen werden, da oft bei den regelmäßigen Analysen coliforme Bakterien festgestellt wurden. Und nur noch wenige Rückershäuser Bürger holten noch Brunnenwasser.

Im Jahre 2000 wurde durch den Ortsvorsteher Harald Gabel erneut das Thema Umbau oder Renovierung des Brunnens in die Öffentlichkeit gebracht. Nachdem ein Jahr lang Proben aus Kessel und Ablaufrohr genommen wurden, stand fest, dass nur am Auslauf Mängel festgestellt werden konnten, das Kessel- bzw. Brunnenwasser aber in Ordnung war. Daraufhin wurde der Umbau des Brunnens im Jahr 2006 durchgeführt, und durch viele Geld- und Sachspenden von ortsansäßigen Firmen und Bürgern unterstützt. Im Jahre 2014 erfolgte dann die Überdachung des Brunnens sowie die Neugestaltung des Umfeldes des Sauerborns. Dieses war möglich auf Grund der finanziellen Bezuschussung durch die Mittel der hessischen Dorferneuerung. Zur Pflege der Anlage haben sich Ältere Rückershäuser zusammengefunden, die in regelmäßigen Abständen zusammenkommen um den Sauerborn weiterhin attraktiv zu halten. Die durchschnittliche Wasserleistung beträgt jetzt 6 l/min und mittlerweile wird das Wasser wieder von vielen Bürgern aus nah und fern geholt.